Rubrik
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Fotos: IBA/Thomas Müller
Die IBA Thüringen ist eine Gesellschaft des Freistaats Thüringen, die sich die Projektentwicklung in Sachen
Zukunft zur Aufgabe gemacht hat. Sie wird in einer Realausstellung gebauter und gestalteter Modellvorhaben im
Jahr 2023 ihre Ergebnisse zeigen. Im Sommer 2016 hat die IBA Thüringen im Eiermannbau von Apolda ihre
Konferenz zum Thema LeerGut durchgeführt. In einer attraktiven Fotoausstellung wurden 45 Leerstandsobjekte
aus ganz Thüringen gezeigt, vom Schloss bis zum Gehöft, von der Fabrik bis zum Gasthof. Die Ausstellung kann
entliehen werden und steht auf Anfrage zur Verfügung.
Ein Sachstandsbericht von IBA-Geschäftsführerin Dr. Marta
Doehler-Behzadi und Katja Fischer.
L
eerstehende Bauten sind überall in
Thüringen zu finden. Die Bauku-
lisse des Landes besteht heute aus
knapp 600.000 Gebäuden. Die Recher-
chen der IBA Thüringen aus unter-
schiedlichen Quellen ergeben derzeit
rund 45.000 Gebäude, die leer stehen.
Während ungenutzte Schlösser, Burgen
und andere hochrangige Denkmale es
hin und wieder in die Pressebericht-
erstattung schaffen, sobald sie vom
Abriss bedroht sind, gibt es wenige
‚Anwälte‘ für andere Gebäudetypen wie
Postämter, Bahnhöfe, Schulgebäude,
Gasthöfe, Fabriken, Supermärkte ...
Diese Leerstände verbleiben als lokale
Aufgaben, jeweils ganz spezifisch in ih-
rer baulichen Struktur und den jeweili-
gen Rahmenbedingungen aus Bauzu-
stand, Schutzstatus, Eigentümerschaft,
städtebaulicher Bedeutung und Nach-
fragesituation.
Fakten und Hintergründe
Die Leerstandsituation wird sich vor
dem Hintergrund des demografischen
Wandels auch in Zukunft nicht grund-
sätzlich verändern. Thüringen verliert
seit über zwei Jahrzehnten an Einwoh-
nern. Verglichen mit 1990 leben heute
rund 450.000 Menschen weniger im
Freistaat, und die aktuellen Prognosen
sagen bis 2035 einen Verlust von wei-
teren 275.000 Thüringern voraus. 2035
werden in Thüringen demnach noch
rund 1,8 Millionen Einwohner leben.
Bezogen auf 1990 hätte Thüringen
dann dreimal die Bevölkerung von
Erfurt verloren. Trotz langjähriger Sa-
nierungsförderung und von Rückbau-
und Aufwertungsprogrammen bleibt
gerade in den kleinen Orten eine
Vielzahl leerstehender Immobilien, die
zu kommunalen Sicherungsaufgaben
werden und in negativer Weise die
Stadtkulissen prägen.
Leerstand entsteht durch Bevölkerungs-
rückgang, strukturellen und technologi-
schen Wandel sowie veränderte
Lebensweisen. Er konfrontiert uns mit
der zentralen Frage, welche planungs-
politischen Strategien und kulturellen
Formen des Umgangs für eine kleintei-
lige Siedlungsstruktur mit schrumpfen-
den Einwohnerzahlen sinnvoll sind.
Zentren fördern? Stärken stärken?
IBA Thüringen:
Leer + gut = LeerGut.
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Wieder in Nutzung.
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Der Eiermannbau zur IBA-Konferenz ‚LeerGut’
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