Previous Page  27 / 56 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 27 / 56 Next Page
Page Background

Made in Thüringen

27

Infrastrukturen in ländlichen Räumen

aufrechterhalten? Investitionen in noch

mehr Kultur? Das Thüringen-Paradox

aus Zuviel und Zuwenig an gebautem

Raum ist eine besondere gesellschaftli-

che Herausforderung. Die drei größeren

Städte der Landesmitte–Erfurt, Weimar,

Jena – wachsen. Die Folgen sind be-

kannt und gleichen denen anderer

deutscher Großstädte: Engpässe im

Wohnraumangebot und steigende

Mieten. In unmittelbarer Nachbarschaft

dieser stabilen ‚Thüringer Mitte’ ringen

Kommunen einerseits seit Jahren um

die Nutzung ihres Gebäudebestandes,

weisen aber andererseits doch nicht

selten Bauland aus. Selbstverständlich

hätte das neue Logistikzentrum, das mit

120.000 m

2

in Erfurt neu gebaut wurde,

vielfach Platz in den rund drei Millionen

Quadratmetern Leerstand von Nicht-

wohngebäuden überall im Land. Aber

Theorie hilft hier wenig; das Zuviel in

Thüringen steht in der Regel am fal-

schen Ort, hat die falsche Größe, keine

passenden Räume und ein undichtes

Dach.

IBA-Baustelle LeerGut

Mit der Baustelle LeerGut hat sich die

IBA Thüringen in einem ihrer fünf

Arbeitsschwerpunkte für einen innova-

tiven Versuchsaufbau aus Leerstand-

situation und zukünftigen (Nutzungs-)

Potenzialen entschieden. Derzeit sind

mehrere IBA-Kandidaten als prototypi-

sche Projektprozesse bzw. Träger in der

Baustelle LeerGut aktiv, weitere sollen

bis Ende 2016 folgen.

Die Stadt Apolda arbeitet an Leer-

standsobjekten und Brachenstandorten

rund um den Bahnhof, die die ehemali-

ge industrielle Identität der Stadt ver-

körpern. Der frühere Produktionsstand-

ort ‚Eiermannbau’ ist dabei eines der

Vorhaben, der bereits in seiner eigenen,

rund 100-jährigen Architekturgeschich-

te mehrere Umbau- und Umnutzungs-

momente aufzeigt.

Das Schwarzatal weist mit der Som-

merfrische eine besonders schöne his-

torische Bausubstanz auf, die leider zu

erheblichen Teilen nicht mehr für

Feriengäste genutzt wird. In der wald-

reichen Region Schwarzatal, gekrönt

vom Schloss Schwarzburg, könnte eine

neue Sommerfrische ‚erfunden’ werden,

die auch einen Beitrag zu einer

zukunftsfesten Daseinsvorsorge im

ländlichen Raum leistet. Das ehemals

leerstehende Bahnhofsgebäude in Rot-

tenbach wird bereits jetzt zu einem

BahnHofLaden umgebaut und soll ein

sozialer Knoten für Bewohner und

Besucher der Region werden.

In Gera wird die große Stadtbrache in

der Mitte der Stadt in den Blick einer

bürgerschaftlichen Entwicklungsarbeit

genommen. Nachdem alle Hoffnungen

auf erfolgreiche Investorenvermarktung

in den letzten Jahren gescheitert waren,

soll nun nach einem internationalen

Ideenwettbewerb ein städtebaulicher

Entwicklungsrahmen Klarheit über die

langfristig zu bebauenden und die frei

zu haltenden öffentlichen Flächen

schaffen. Dazwischen wird es eine ge-

raume Zeit von Zwischennutzungen ge-

ben.

.

LeerGut in Thüringen. 45 aus 45.000 –

.

.

Fotografien von Leerständen in Thüringen.

.