Made in Thüringen
50
So is(s)t Thüringen: Grillen für die
Gesundheit der Mitarbeiter
Herr Bräuer, in Thüringen gibt es ei-
nen Streit um Begriffe. Aus berufenem
Munde: Heißt es nun eigentlich gril-
len oder braten? Und was ist eigent-
lich dieses Barbeque (BBQ)?
Zum Ersten: Am Streit der Eingebore-
nen, wie der Vorgang der rituellen Brat-
wurstbehandlung auf dem Grillrost
nach Thüringer Art richtig heißt, betei-
lige ich mich als zugereister Sachse
nicht. Nur wenn die Ostthüringer den
Alleinvertretungsanspruch nach dem
Motto: In Thüringen heißt das „braten“
formulieren, verweise ich sie auf die re-
gionale Verwendung dieses Begriffes
und sage ihnen, dass der Vorgang in
anderen Regionen Thüringens „grillen“
heißt und jeder weiß, was gemeint ist.
Zum Zweiten: Barbecue wird üblicher-
weise als anderes Wort für Grillparty ge-
braucht.
In unserer Schule verwenden wir die Begriffe unter
fachlichem Aspekt als Beschreibung von zwei Gar-
methoden auf dem Rost, die sich nach Temperatur und
Zeit unterscheiden, mit denen man arbeitet. Grillen ist
bei uns eine Hochtemperaturmethode mit über 160°
Celsius bis durchaus 900° Celsius und vergleichsweise
kurzer Garzeit, bis zirka 15 Minuten. Den Begriff
Barbecue (BBQ) verwenden wir für ein Niedertempe-
raturverfahren mit unter 160° Celsius und längerer
Garzeit, die zwei oder drei, aber auch nicht unüblich
10 bis 20 Stunden und mehr betragen kann. Dabei
liegt der meist genutzte Temperaturbereich zwischen
80° Celsius bis 120° Celsius. Die Amerikaner, von de-
nen wir besonders im BBQ viel lernen,
beschreiben die Methoden mit „low and
slow“ und „hot and fast“.
Bleiben wir um der Allgemeinver-
ständlichkeit willen bei Grillen. In
Thüringen Männern etwas über das
Grillen beibringen zu wollen, heißt
doch eigentlich Eulen nach Athen zu
tragen. Sind Ihre Kurse eigentlich so
Frauendinger? Oder schicken Frauen
ihre Männer zu Ihnen, damit es auch
mal etwas anderes gibt, als Bratwurst
und Rostbrätel?
Thüringen ist Bratwurstland. Kein Marktplatz, kein Volksfest kommt ohne das berühmte Schild mit der Aufschrift
„Rost brennt“ aus. Grillsaison ist vom 1. Januar bis 31. Dezember. Wer hier eine Grill- und Barbeque-Schule betreibt,
muss schon sehr mutig sein – oder eben Dinge wissen und beherrschen, die andere nicht können. Andreas Bräuer
(unser Bild) ist Inhaber der „1. Deutschen Grill & BBQ Schule“ in Erfurt. Im Interview mit dem WIRTSCHAFTS-
SPIEGEL verrät er, was man bei seinen Grillkursen fürs Leben lernen kann, erklärt, warum Grillen gut für die
Gesundheit ist, und verrät die neuesten Trends rund um Grill und BBQ.
Fotos:
www.grillweltmeister.de