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Made in Thüringen

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So is(s)t Thüringen: Grillen für die

Gesundheit der Mitarbeiter

Herr Bräuer, in Thüringen gibt es ei-

nen Streit um Begriffe. Aus berufenem

Munde: Heißt es nun eigentlich gril-

len oder braten? Und was ist eigent-

lich dieses Barbeque (BBQ)?

Zum Ersten: Am Streit der Eingebore-

nen, wie der Vorgang der rituellen Brat-

wurstbehandlung auf dem Grillrost

nach Thüringer Art richtig heißt, betei-

lige ich mich als zugereister Sachse

nicht. Nur wenn die Ostthüringer den

Alleinvertretungsanspruch nach dem

Motto: In Thüringen heißt das „braten“

formulieren, verweise ich sie auf die re-

gionale Verwendung dieses Begriffes

und sage ihnen, dass der Vorgang in

anderen Regionen Thüringens „grillen“

heißt und jeder weiß, was gemeint ist.

Zum Zweiten: Barbecue wird üblicher-

weise als anderes Wort für Grillparty ge-

braucht.

In unserer Schule verwenden wir die Begriffe unter

fachlichem Aspekt als Beschreibung von zwei Gar-

methoden auf dem Rost, die sich nach Temperatur und

Zeit unterscheiden, mit denen man arbeitet. Grillen ist

bei uns eine Hochtemperaturmethode mit über 160°

Celsius bis durchaus 900° Celsius und vergleichsweise

kurzer Garzeit, bis zirka 15 Minuten. Den Begriff

Barbecue (BBQ) verwenden wir für ein Niedertempe-

raturverfahren mit unter 160° Celsius und längerer

Garzeit, die zwei oder drei, aber auch nicht unüblich

10 bis 20 Stunden und mehr betragen kann. Dabei

liegt der meist genutzte Temperaturbereich zwischen

80° Celsius bis 120° Celsius. Die Amerikaner, von de-

nen wir besonders im BBQ viel lernen,

beschreiben die Methoden mit „low and

slow“ und „hot and fast“.

Bleiben wir um der Allgemeinver-

ständlichkeit willen bei Grillen. In

Thüringen Männern etwas über das

Grillen beibringen zu wollen, heißt

doch eigentlich Eulen nach Athen zu

tragen. Sind Ihre Kurse eigentlich so

Frauendinger? Oder schicken Frauen

ihre Männer zu Ihnen, damit es auch

mal etwas anderes gibt, als Bratwurst

und Rostbrätel?

Thüringen ist Bratwurstland. Kein Marktplatz, kein Volksfest kommt ohne das berühmte Schild mit der Aufschrift

„Rost brennt“ aus. Grillsaison ist vom 1. Januar bis 31. Dezember. Wer hier eine Grill- und Barbeque-Schule betreibt,

muss schon sehr mutig sein – oder eben Dinge wissen und beherrschen, die andere nicht können. Andreas Bräuer

(unser Bild) ist Inhaber der „1. Deutschen Grill & BBQ Schule“ in Erfurt. Im Interview mit dem WIRTSCHAFTS-

SPIEGEL verrät er, was man bei seinen Grillkursen fürs Leben lernen kann, erklärt, warum Grillen gut für die

Gesundheit ist, und verrät die neuesten Trends rund um Grill und BBQ.

Fotos:

www.grillweltmeister.de